Weltweit auf Empfang?

Stromversorgung unterwegs

Da die meisten Minifernseher für den analogen Empfang mit Mignon-Zellen betrieben werden, ist eine weltweite Versorgung praktisch garantiert. Wer ohne Batterien oder Akkus auskommen möchte, dem seien moderne Steckernetzteile in Schalttechnik empfohlen, die nicht nur ausgesprochen leicht sind, sondern meist auch mit 110 Volt Netzspannung zurechtkommen. Für den Betrieb in Auto oder Wohnmobil gibt's passende Kleingeräteadapter und Akku-Ladegeräte für 12 oder 24 Volt Bordspannung. Näheres hierzu unter Stromversorgung. Die meisten DVB-T Modelle arbeiten zwar mit proprietären Li-Ion Akkus, die mitgelieferten Ladegeräte sind aber erfreulicherweise oft für einen großen Spannungsbereich (meist 90 bis 240 Volt) ausgelegt.

Sonnenbad

Die Sonne ist nicht nur der Feind aller empfindlichen elektronischen Geräte, sondern auch der übermächtige Gegner jeder Hintergrundbeleuchtung und jeder Bildröhre. Bei sehr hellem Tageslicht kann man das Fernsehvergnügen mit den aktuellen Taschenfernsehern also meist vergessen. Lediglich die Geräte mit LC-Display im Klappdeckel aus der "LCD-Steinzeit" und der "High-End-Klasse" profitieren von hellem Umgebungslicht. Leider funktionieren sie heute fast nirgends mehr.

Andere Länder, andere Normen

Nicht nur technische oder wirtschaftliche, sondern vor allem politische Gründe haben dafür gesorgt, dass es nach über 75 Jahren Fernsehgeschichte noch immer unterschiedliche und teilweise völlig inkompatible TV-Standards gibt.

In der digitalen Welt hat sich zumindest in weiten Teilen Europas und in Australien der aktuell gültige Standard ETS 300 744 auf Basis des nicht mehr ganz frischen MPEG 2 durchgesetzt. Das gilt auch für Frankreich, wenngleich dort zusätzliche Pay-TV Angebote per DVB-T auf Basis von H.264 / MPEG 4 AVC ausgestrahlt werden. Einen vergleichbaren Sonderweg gingen übrigens auch einige Privatsender in den Großräumen Stuttgart und Halle/Leipzig (viseo.tv). Inzwischen fährt der Zug in einigen Ländern (darunter auch Deutschland) in Richtung DVB-T2 HD auf Basis von H.265/HEVC. Leider sind USA, Japan und China nicht auf diesen DVB-Zug aufgesprungen und setzen auf eigene Lösungen (ATSC, ISDB-T bzw. DMB-T). Eine schöne Weltkarte aus Wikipedia macht's recht übersichtlich.

In der Welt der analogen Fernsehübertragung gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Systeme (FCC und CCIR), darauf aufbauend die drei Farbstandards PAL, SECAM und NTSC mit einer Vielzahl von Varianten. Damit man nun am Fernsehempfang auf Reisen auch Freude hat - sprich: mit Bild, Ton und ggf. Farbe - muss das Empfangsgerät die jeweilige Sendenorm beherrschen. Die Einteilung der analogen Welt hinsichtlich der Farbsysteme sah zur Jahrtausendwende in etwa so aus:

Mit freundlicher Genehmigung: Paul Schlyter, Swedish Amateur Astronomer's Society (SAAF)

Entsprechend der politischen Strömungen kommt es hin und wieder auch zu Veränderungen. 1954 wurde in Nordamerika vom National Television System Committee die NTSC-Norm ("Never Twice the Same Color") eingeführt. Das Verfahren PAL wurde 1966/67 von den meisten westeuropäischen Ländern übernommen, während Frankreich und die Ostblockstaaten an SECAM festhielten. Zwischenzeitlich bröckelte die SECAM-Front im Osten, und einige Staaten wechselten zu PAL.

Aber leider ist die Farbe noch lange nicht alles: Damit Bild und Ton passen, müssen u.a. Modulationsart, Ablenk-,  Zwischen- und Empfangsfrequenzen stimmen. Beschrieben werden die Standards durch Buchstaben, z.B. "PAL-I" für das in Großbritannien verwendete Verfahren. Ein Sonderfall ist der in Japan verwendete Standard: Technisch gesehen ist es NTSC-M, jedoch mit abweichender Kanalaufteilung und einem etwas anderen Schwarzpegel. Mithilfe des Helligkeitsreglers am Fernseher kann dieser Unterschied aber i.d.R. ausgeglichen werden. Umgangssprachlich wird das Ganze gerne "NTSC-J" genannt.

SYSTEM PAL B,G,H PAL I PAL D PAL N PAL M
Zeilenanzahl 625 625 625 625 525
Horizontalfrequenz 15.625 kHz 15.625 kHz 15.625 kHz 15.625 kHz 15.750 kHz
Vertikalfrequenz 50 Hz 50 Hz 50 Hz 50 Hz 60 Hz
Videobandbreite 5.0 MHz 5.5 MHz 6.0 MHz 4.2 MHz 4.2 MHz
Ton-ZF 5.5 MHz 6.0 MHz 6.5 MHz 4.5 MHz 4.5 MHz
SYSTEM NTSC M
Zeilenanzahl 525
Horizontalfrequenz 15.734 kHz
Vertikalfrequenz 60 Hz
Videobandbreite 4.2 MHz
Ton-ZF 4.5 MHz
SYSTEM SECAM B, G, H SECAM D, K, K', L
Zeilenanzahl 625 625
Horizontalfrequenz 15.625 kHz 15.625 kHz
Vertikalfrequenz 50 Hz 50 Hz
Videobandbreite 5.0 MHz 6.0 MHz
Ton-ZF 5.5 MHz 6.5 MHz

"Welche Standards unterstützt denn nun mein analoger Taschenfernseher?"

Einen ersten Hinweis findet man auf der Senderskala:

CASIO verwendet bei seinen Analog-Geräten nach meinen Unterlagen folgende Schlüssel (Großbuchstabe als Anhang zur Modellbezeichnung, z.B. TV-770N):

Achtung: Bei manchen CASIO-Modellen folgt auf die Typennummer ein kleiner Buchstabe (z.B. S oder T beim TV-7000), das hat scheinbar nichts mit den Empfangsbereichen zu tun.

SONY verwendete in analogen Umfeld meist folgende Kennzeichnung (z.B. FD-10E oder FD-20AEB):

"Wie kann ich meinen schönen NTSC-Taschenfernseher hier in Europa nutzen?"

AFN sendet nicht in Ihrer Stadt nicht mehr? Dann ist improvisieren angesagt! Details gibt's unter Tipps & Tricks.

"Und was ist mit Frankreich?"

Eigentlich stehen die Franzosen doch auf technische Spielereien. Nur bei analogen (Taschen-)Fernsehern haben sie sich durch SECAM L ziemlich gründlich ins Abseits manövriert, denn ein "europäischer" Taschenfernseher konnte in Frankreich absolut nichts darstellen, nicht einmal in Schwarzweiß. Stattdessen mussten spezielle Modelle auf den Markt gebracht werden:

Vor rund 30 Jahren wurde der Nordmende TR 101 entwickelt - ein relativ kleiner S/W-Fernseher mit herkömmlicher Bildröhre, der in Westeuropa, Großbritannien und Frankreich funktioniert.
CASIO hatte mit dem TV-2700 ein Multinorm-Gerät im Angebot, das u.a. mit SECAM L zurecht kommt. Von den Modellen TV-470 und TV-1410 gab es spezielle Ausführungen für SECAM L.
Der Philips 4LC4050 aus dem Jahr 1992 (4" TFT, 69 Senderspeicher, Radio, Kabeltuner, Digitaluhr) ist für den Einsatz in ganz Westeuropa - einschließlich Frankreich - gerüstet. Dasselbe gilt für das Vorgängermodell, den Philips 4LC1000 aus dem Sortiment von 1991. Der seltene Philips 3LC2000 beherrscht ebenfalls PAL und SECAM L.
Auch CITIZEN hatte mit dem 18TA-0F, dem TB20-0F (alias Roadstar TV-800) und dem TC-63 etwas passendes im Programm.
Von Thomson gab's mit dem TMV1001 ein 4"-LCD-Gerät in der Kategorie Henkelmänner. Und als SABA längst in der französischen Thomson Gruppe aufgegangen war, erschienen zwei Versionen des SABA TV-Journey 2 (alias SEIKO LVD204) für SECAM L: Der SABA 8TCL888 und der Thomson TCL 11.
Ein Leser dieser Seiten aus Frankreich besitzt einem SONY FD-20F - das ist vermutlich der einzige "Watchman", der SECAM L unterstützt.
 

Multinorm-Geräte für unterschiedliche (analoge) TV-Standards

Was bei stationären Fernsehgeräten selbst im digitalen Zeitalter gang und gäbe ist, sucht man gerade bei den "beweglichen" Geräten (nahezu) vergeblich:

In der Reihe der "Röhren" gab es Mitte der Achtziger den SONY Watchman Voyager FD-20AEB, der in den USA, Westeuropa (ohne Frankreich) und England einsetzbar ist (M, B/G, H, I). Die gleichen Normen beherrschen der Sinclair FTV1, der Sinclair MTV1, der Panasonic TR-1000/1001, der SANYO TPM 2170, sowie der ORION TVR-7120 (und alle hierzu baugleichen Geräte).
Der CASIO TV-2700 wurde als Gerät für 4 Standards vermarktet: PAL B/G, H, I und SECAM B/G, H, L - ausreichend für (fast) ganz Europa, einschließlich England und Frankreich.
Die von CASIO entwickelten 7-System Modelle EV-510S, TV-3500STV-8700L/S / TV-M420S und TV-M430 unterstützen (von SECAM L in Frankreich einmal abgesehen) alle europäischen Standards: PAL B/G, H, I, D/K und SECAM B/G, H, D/K, K'. Ideal darüber hinaus für Afrika, China und alle Ecken die ehemaligen Sowjetunion.
Der CASIO EV-570P, der CASIO TV-7700Q, der EPSON ET-P310, der SABA TV-Journey 4 (alias EPSON ET-P320), der SONY FDL-390BE, sowie die Philips-Modelle 4PL040, 4LC1000 und 4LC4050 und  funktionieren hierzulande (PAL B/G, H) und in England, Hongkong und Südafrika (PAL I). Die beiden letztgenannten Modelle von Philips arbeiten darüber hinaus auch in Frankreich.
Der Philips 3LC3000/78G funktioniert in den USA (NTSC M) und in Brasilien (PAL M).
Die "letzten analogen" Geräte besitzen plötzliche echte Multinorm-Tuner, z.B. der Scott MTV 25, der LEADSTAR LD-777 und der LG DP471BT

Multinorm-Modelle, die mit den unterschiedlichen digitalen Standards zurecht kommen, sind mir noch nicht bekannt.


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Update: 24.01.2023